Harmonie in der Vielfalt- Was ich dazu beitragen kann
Gedanken von Frau Martha DERLER
„Harmonie in der Vielfalt“ ist ein Thema, welches auch mir als angehende Lehrerin in der Primarstufe sehr am Herzen liegt. In meinen Praktika in der Volksschule treffe ich sehr oft auf bunt gefüllte Klassenzimmer, mit Kindern aus ganz unterschiedlichen Ländern. Oftmals blicke ich die Kinder der Klasse an und denke mir: „Wow! Was für eine wunderschöne Vielfalt mit so viel Potential!“ Gleichzeitig denke ich mir aber auch: „Wow! Was für eine Herausforderung mit dieser Vielfalt umzugehen und eine harmonische Atmosphäre im Klassenzimmer zu kreieren!“
Meine Ensemblelehrerin an der KPH hat bei den Proben zu uns Studierenden einmal gesagt: „Bei einem richtig guten Ensemble merkt man nicht mehr, dass viele Stimmen singen, sondern die vielen Stimmen verschmelzen zu einer einzigen Harmonie.“
Dieser Satz meiner Ensemblelehrerin ist mir immer in Erinnerung geblieben und oft habe ich mich bei den Proben gefragt, wie das denn bei so vielen Stimmen funktionieren kann. Manchmal, wenn es für mich sehr schwer war meine Stimme zu halten, habe ich mir heimlich gedacht: „Naja, wenn so viele mitsingen, kommt es auf meine Stimme auch nicht mehr an.“ Zum Glück habe ich den Gedanken immer schnell wieder verworfen, denn das ist so nicht ganz richtig. Wenn jeder so denken würde, dann wäre es sehr schwer, dass das Konzept eines Ensembles auch tatsächlich funktionieren würde.
„Harmonie in der Vielfalt“ ist für mich ein Stück weit wie ein Gesangs-Ensemble. Wie in einem Ensemble jede Stimme einen wichtigen Beitrag zu einer klingenden Harmonie leistet, glaube ich, dass auch in unserer Gesellschaft jeder Mensch zählt, um Eintracht untereinander entstehen zu lassen.
Ich denke, dass wir mit unserer Individualität in Dankbarkeit umgehen und sie als Bereicherung für unsere Welt sehen können, denn das ist sie. Gäbe es nicht so viele unterschiedliche Menschen, ich glaube die Welt wäre sehr monoton, sehr grau und langweilig. Es wäre so, als würde jeder den selben Ton singen, als würde es keine Melodie geben.
Harmonie in unserem Zusammenleben entsteht für mich genau dann, wenn wir Vielfalt nicht mehr als etwas Fremdes betrachten, sondern als etwas, das in jedem von uns steckt und unsere Identität widerspiegelt. Identität soll nicht mehr dazu benutzt werden, um zu entfremden, was anders aussieht, sondern vielmehr, um Menschen zusammenzubringen. Harmonie entsteht für mich dann, wenn ich mich auf meine Mitmenschen hinbewege, auf sie eingehe, sie höre und ihnen Wertschätzung entgegenbringe. Wenn ich mich wie bei einem Ensemble als Teil eines großen Ganzen sehe und nicht denke: „Naja, auf meine Stimme kommt es nicht an“. Harmonie in der Vielfalt ist für mich, wie meine Ensemblelehrerin gesagt hat, das Verschmelzen vieler Stimmen zu einer Harmonie, dessen einziger Grundton die Liebe ist.
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