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Erstaunliche Frauen in Passau, Themenführung am Freitag, 20. Juli 2018


Auf Einladung der Österreichischen Frauenföderation in Wien und Frau Prof. Gisa Berger aus Passau bewegten wir uns


am 20. Juli 18 auf den Spuren erstaunlicher Frauen durch die historische Stadt Passau.


Im Hauptbahnhof Passau trafen wir uns am frühen Vormittag  – 18 Frauen – die meisten aus Österreich und 3 aus angrenzenden bayerischen Städten.


Wir wurden zunächst in der Vorhalle des Bahnhofs von Fr. Berger sehr herzlich begrüßt!


Sie kennt die besondere Geschichte Passaus durch Studium und Lehrtätigkeit sehr gut, beschäftigte sich seit Jahrzehnten 


u.a. mit der römischen, christlichen und politischen Vergangenheit der Stadt und vor allem auch mit besonderen Frauen,


die in Passau gelebt und gewirkt haben! Durch besondere Fügung hatte sie vor kurzem einige österreichische Frauen der WFWP kennengelernt, man pflegte den Kontakt weiterhin und schließlich wurde diese “grenzüberschreitende” Begegnung in Passau von ihr geplant & organisiert.

Wir wurden kurz über den Ablauf des Tages informiert und gingen dann gleich zur 1. Station: der Bahnhofsmission!


Hier erfuhren wir in den Räumlichkeiten der Passauer Bahnhofsmission, dass diese im Jahr 1908 gegründet wurde, von Fr. Juchans aus Ungarn und in Passau durch Fr. Elise Langersee. Diese sehr aktive, engagierte Frau hatte sich bereits für die Frauen in den deutschen Kolonien in Afrika eingesetzt, konnte durch ihre zahlreichen sozialen Kontakte und Netzwerke auch in Passau viel Gutes bewirken. Auch die jetzt für die Bahnhofsmission verantwortliche Caritas-Leiterin ergänzte die Ausführungen und kümmerte sich um uns.


Eine weitere erstaunliche, wenn auch sehr umstrittene Frau in Passau war Margarete Schneider-Reichel, eine Malerin & Künstlerin, die beachtliche Artikel in der Zeitschrift “Simplicissimus!” veröffentlichte, sich dann jedoch leider der NSDAP zuwandte. In der Nibelungenhalle wurde nach ihrem Tod 1944 eine große Trauerfeier gehalten, mit 4000 Teilnehmern!

Die vielen Klöster in Passau wurden uns dann erklärt, die Frauenklöster hatten sich ausschließlich und sehr intensiv mit Krankenpflege, Bildung- und Erziehung von Mädchen, sowie der Betreuung von alten und behinderten Menschen befasst.


Die Männer-Klöster (Franziskaner, Jesuiten etc. ) waren für Priester-Ausbildung, Kirchenbetreuung, aber auch Bierherstellung usw. zuständig.


Auch für die Versorgung und Betreuung der vielen Männerklöster, sowie der zahlreichen sehr repräsentativen, schlossähnlichen fürst-bischöflichen Residenzen waren die Nonnen zuständig.  In der Ferne sahen wir z.B. auch die Veste Oberhaus, eine der größten gut erhaltenen Burganlagen Europas, sie trohnt hoch über der Donau am anderen Ufer – ebenfalls lange Jahre eine Residenz der Fürstbischofe, die oft mehr Fürst (weltlicher Herrscher) als Bischof (Seelsorger) waren.


In diesen bischöflichen Burgen verschanzten sich die Fürstbischöfe immer wieder, denn sie waren nicht so beliebt beim Volk…und brauchten somit immer wieder “Rückzugsgebiete”.

Die zahlreichen Kirchen in der Passauer Altstadt haben ebenfalls eine bewegte Geschichte hinter sich, die uns Prof. Berger sehr lebhaft zu schildern wusste.


So wurde die Matthäuskirche, die wir ebenfalls besuchten, zur 1. evangelischen Kirche in der streng katholischen Passauer Gemeinde. Und zwar wiederum durch eine erstaunlich mutige Frau, Johanna von Ruthard. Sie war evangelisch, engagierte sich sozial, gründete die erste evangelische Gemeinde in Passau, obwohl ihr Mann katholisch war.


Sie hatten 7 gemeinsame Kinder, die ökumenische Erziehung verlief so, dass alle Töchter evangelisch, die Söhne katholisch erzogen wurden.


Obwohl Frauen damals (um das Jahr 1830) noch keinerlei bürgerliche Rechte hatten, konnte sie sich frei sozial und kirchlich engagieren. Ihr Ehemann war königlicher Beamter, Napoleon hatte dem Hause Wittelsbach aus Dankbarkeit für gute Zusammenarbeit (während div. kriegerischer Konflikte)  die Königswürde verliehen.


So wurde ihr Ehemann in späteren Jahren  nach Griechenland versetzt, das zum Hause Wittelsbach gehörte, und sie folgte ihm mit der ganzen Familie.


Die Geschichte dieser Familie wurde uns ebenfalls sehr lebhaft und mit innerer Anteilnahme erzählt, und ich konnte mich ein wenig hineinfühlen in die Seele dieser Frau, die aus Liebe zum Ehemann mit ihm in eine neue Mission, in ein fremdes Land aufbricht, ohne zu wissen, was sie erwartet und damit alles, was sie in ihrer Stadt, Passau, aufgebaut hatte.

Nun bewegten wir uns weiter auf einem steilen Fußweg nach oben,  durch enge Gassen zum Dom St. Stephan, einem gewaltigen Barockbau, wo wir um 12 Uhr mittags ein Orgelkonzert besuchten. Die größte Orgel der Welt, größte Orgelanlage Europas,  erdröhnte dann auch pünktlich, nach einführenden Worten, mit Werken von Bach, Mozart, Melchior Frank, Enjott Schneider und Widor. Es war ein gewaltiger Ohrenschmaus. Der mächtige barocke Dom war Punkt 12 Uhr gut gefüllt mit vielen Besuchern & Besucherinnen, man sah Touristen aus aller Welt!  Es gab wirklich viel zu sehen und zu hören, für 5 Euro Eintritt!


Nach dieser sehr willkommenen  Ruhepause für die Seele (& die wunden Füße..)


wurden wir zu einem nahen feinen Restaurant in der Nähe der Donau gelotst. Hier konnten wir uns im Freien unter schattigen Bäumen mit dem leckeren Tagesmenü stärken und waren auch von der zunehmenden Hitze geschützt.

Der 2. Teil des Kulturprogramms führte uns zum Kloster Niedernburg, zum Grab der Seligen Gisela.


Da sich Fr. Gisa Berger mit ihrer Namenspatronin aus Ungarn sehr verbunden fühlt und auch selber fließend ungarisch spricht, wurde uns hier ein sehr umfassender Einblick in das Leben dieser “Erstaunlichen Frau” gegeben, einer bayrischen  Prinzessin, die immer noch sehr verehrt wird, vor allem von den Ungarn! Von dort kommen jährlich zahlreiche Pilger in diese Grabkapelle, die ein Wallfahrtsort für sie ist und bringen Geschenke aus ihrem Land mit.

Gisela wurde bereits im Alter von 12 Jahren aus politischen Gründen, nachdem sie zuvor bereits in ein Kloster geschickt worden war, mit dem ungarischen Thronfolger vermählt.


Als Königin von Ungarn erbaute sie mit ihrem Mann, dem ungar. König,  150 kath. Kirchen, verteilt über das ganze Land.


In der Kapelle steht eine besonders schöne Madonnenstatue, die sie in Ungarn immer begleitete, auf all ihren Reisen.


Nachdem ihr Mann, der König von Ungarn, starb, wurde ihr Neffe König. Dieser kam jedoch mit ihrer Popularität nicht zurecht, sie war so beliebt beim Volk, dass er sie unter Hausarrest stellen ließ, um sie aus dem Weg zu haben.


Schließlich kam sie nach Passau zurück, ging ins Kloster und war auch 3 Jahre Äbtissin.

Als Königin hatte sie eine Verbindung zwischen Kulturen und Völkern geschaffen, und wird deswegen immer noch sehr verehrt.

Die Geschichte der Juden in Passau wurde ebenfalls noch kurz gestreift:


Es gab eine Judengasse, jedoch wurde der Name geändert.


Eine “erstaunliche Frau” der jüngeren Geschichte, Anja Elisabeth Res. forschte 1960 über das Schicksal der Juden in Passau, sie schrieb auch ein Buch darüber.


Leider erhielt sie deshalb dann Morddrohungen, emigrierte schließlich in die USA.


Es gab auch eine Synagoge in Passau, jedoch jetzt nicht mehr – und es gibt auch keine jüdische Gemeinde mehr.

In Passau hatte sich in wenigen Stunden die bewegte Geschichte einer besonderen Stadt für uns aufgetan – und vor allem auch die Geschichten einiger sehr erstaunlicher Frauen – nochmal ganz herzlichen Dank für diesen großartigen Tag.

Wir bleiben in Verbindung und freuen uns auf weitere Begegnungen mit unseren Nachbarinnen entlang der Donau!

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 Bericht von Magda Haugen, Frauenföderation Deutschland

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